11 Reisebericht: Labrador, Quebec & Ontario

Reisezeit: 12. - 21. Juni 2013

Gefahrene Kilometer: 4'342 Kilometer (davon ca. 1'000 km Schotterpiste)

Besuchte Provinzen: Labrador, Quebec & Ontario

Durchschnittstemperatur tagsüber: ca. 19 Grad

Viele Kilometer Pisten und schöne Strassen gefahren – viele Eisberge bestaunt –endlich Schwarzbären gesehen- diverse Steinschläge erlitten - viel gefischt – Wale aus nächster Nähe erlebt - entlang des grössten Süsswassersees der Welt gefahren

Fahrt durch Labrador

Bei schönstem Wetter fuhren wir mit der Fähre von Neufundland Richtung Labrador. Schon von weitem sahen wir ca. 30 Minuten nach Abfahrt der Fähre die Eisberge vor der Küste in Labrador schwimmen. Je näher wir ans Land kamen umso grösser waren sie und wir bestaunten die Giganten vom Schiffsdeck aus. In Labrador angekommen fühlten wir uns wie in einer anderen Welt: Absolute Ruhe und traumhafte Aussichten.

 

Durch die Provinz führt nur eine Strasse der Trans-Labrador-Highway. Die ersten 120km sind noch asphaltiert und danach verwandelt sich die Strasse in eine Schotterpiste. Wir fuhren erst auf dem asphaltierten Teil entlang der Küste Richtung Norden. Unweit der Fährenankunft übernachteten wir und konnten am Morgen direkt 3 grosse Eisberge durch die Frontscheibe in der Bay beobachten- genial, so macht das Aufwachen Spass!

 

Später fuhren wir zum kleinen Hafen im Dorf und fischten dort vom Pier. Angeln in Labrador machte Spass: einmal den Köder rein und ein Fisch beisst an. Da das Wasser so unglaublich klar war, machte es noch mehr Spass, da man den Fischen von oben beim Jagen zusehen konnte. 

 

Weiter ging die Fahrt entlang der Küste und zu unserer Überraschung begleitete uns herrlich warmes Wetter. Die Aussicht von der Strasse auf die Eisberge und die interessante Landschaft war genial. Eine Pause legten wir in L’Anse Amour ein und machten einen Abstecher zum dortigen Leuchtturm Point Amour. Wir buchten eine spannende Privattour und genossen nach 135 Treppenstufen die herrliche Aussicht vom Leuchtturm über die Küstenlinie. 

 

Der asphaltierte Teil des Trans-Labrador Highway endet in Red Bay. Im dortigen historischen Museum warfen wir noch einen Blick in das Leben vor 400 Jahren, als die baskischen Walfänger in Red Bay lebten. Der Hafen war damals der grösste Walfanghafen der Welt. 

 

Danach war es aber Zeit unser Road Adventure zu starten: über 800km Schotterpiste quer durch die Wildnis lagen vor uns. Wir tankten Bagheera bis zum Rand voll und füllten unsere 2 Kanister auf dem Dach, ein letzter Lebensmitteleinkauf und los ging‘s.

Die ersten 450km der Schotterpiste bis nach Zentral Labrador war in einem sehr guten Zustand und bereitete uns keine Schwierigkeiten. Das einzige Problem das wir hatten, war jeweils der aufgewirbelte Staub, von den uns entgegenkommenden Fahrzeugen. Wir hatten teils bis zu einer Minute so gut wie keine bzw. schlechte Sicht.  Ansonsten war die Fahrt sehr abwechslungsreich und wir sahen nebst Elchen auch endlich Schwarzbären. 

 

Nach 2 vollen Fahrtagen erreichten wir Happy Valley-Goose Bay, der bislang nördlichsten Punkt auf unserer Reise. Diese Stadt mitten in der Wildnis mit über 7‘000 Einwohner ist Heimat eines Militärstützpunktes. Goose Bay wurde während des 2. Weltkriegs als Sammelstelle für Flugzeuge auf ihrem Weg nach Europa gegründet und ist seither ein Luftfahrtzentrum geblieben. Natürlich sucht man hier vergebens nach touristischen Highlights, aber wir waren sowieso nur an der Tanksäule interessiert.  

 

Unser nächstes Etappenziel war das mit 580km entfernte Labrador City. Die ersten 150km nach Happy Valley Goose Bay sind wieder asphaltiert und machten die Fahrt sehr angenehm. Wir hörten wilde Stories über die Zustände der kommenden Schotterpiste und waren dann umso mehr überrascht, dass die Piste in einem äusserst guten Zustand war. Nach ca. 250km erreichten wir ohne Probleme Churchhill Falls. Die nächsten 250km nach Labrador City waren sogar grösstenteils wieder asphaltiert, so dass wir früher als geplant in der Stadt ankamen. Wir legten einen kurzen Tankstopp ein, bevor wir die Labrador Provinz verliessen und weiter südlich in die Provinz Quebec fuhren. 

 

Sonstiges zu Labrador:

Alle unsere Übernachtungsplätze im Labrador und in der Manicougan Region lagen an schönen Stellen bei Seen oder Flussufern und wir fischten teils bis in die späten Stunden. (es war bis 23 Uhr abends noch hell). Auch sonst genossen wir die Einsamkeit in der Natur und beobachteten das Geschehen um uns herum: Während Mike sich seiner neuen Fliegenfischerrute widmete, beobachtete ich an einem unserem Stellplatz unsere Nachbarn: Die Familie Biber. Die liessen sich von uns gar nicht stören und schwammen Stunden vor unserem Camp rum und frassen die Blätter von den Bäumen.

 

Ab und zu trafen wir Einheimische und unterhielten uns über ihr Leben in der isolierten Welt. So trafen wir zB. eines Abends eine Familie mit 2 kleinen Kindern, die noch ihr Abendessen fischten und nicht nach Hause gingen, bevor sie nicht 4 Fische gefangen hatten. Sie kaufen nur wenig ein: im Frühling/Sommer gehen sie fischen und im Herbst/Winter auf die Jagd. Gegessen wird was geschossen oder gefischt wurde: Hasen, Karibus, Elche, Lachs, Forellen etc. und als Beilage gibt’s Kartoffeln.

 

Fazit Labrador

Labrador war traumhaft und war das absolute Highlight unserer bisherigen Route. Wir genossen das tagelange Autofahren durch die wirklich noch unberührte Natur. Keine Touristen und absolute Ruhe und Einsamkeit. Hätten wir von den guten Pisten im Vorfeld gewusst, wären wir nicht so schnell durch die Provinz gefahren. Man muss sich auf die lange Strecke von über 1‘800 km Strasse, davon ca. die Hälfte Schotterpiste, einstellen. Wir legten jeweils lange Fahrtage ein und wechselten uns alle 3 Stunden mit Fahren ab. Natürlich kann man die Durchfahrt in die Länge ziehen und locker doppelt so lang in Labrador bleiben. Aber ausser Fahren, Angeln und Jagen kann man nicht viel machen. Es gibt ausser entlang der Küste keine ausgeschilderten Wanderwege oder sonstige touristische Aktivitäten. Labrador hat total 4 Campingplätze im Angebot, aber ausser einem sind alle nicht zu empfehlen, ausser man möchte und kann auf dem Komfort von Dusche und WC für paar Tage verzichten.

 

Ebenfalls muss man sich bewusst sein, dass praktisch kein Fahrzeug mit einer unbeschädigten Frontscheibe ankommt. Mit Steinschlägen muss man auf dieser Strecke auf jeden Fall rechnen. Bagheera hat es 3 Mal erwischt - mal schauen wie lange wir die Frontscheibe noch haben. Bei uns bestätigte sich das Gerücht von den rücksichtlosen Truckfahrern, die anscheinend mit 100km/h an einem vorbei rasen, absolut nicht. Wir erlebten die Truckfahrer als äusserst vorsichtig, aber leider ist man bei denen auch bei 60km/h nicht vom Steinschlag geschützt.

 

Alles in allem war die Strasse absolut kein Problem zum Fahren und man braucht auch keinen Offroader um durchzukommen. Viele Kilometer waren auch asphaltiert und sind daher ohne Probleme befahrbar. Wir würden die Strecke jetzt nicht unbedingt mit Wohnwagen oder 0815 Camper fahren, da dies dann wohl sehr anstrengend wäre, aber sonst mit allem befahrbar.

 

Unglaublich aber wahr: am nördlichsten Punkt unserer bisherigen Route erlebten wir mit fast 24 Grad tagsüber das wärmste Wetter seit Start unserer Reise. Nachts kühlte es natürlich wieder unterhalb 5 Grad ab. Die Mosiktos waren ebenfalls sehr human, obwohl wir sehr warmes Wetter hatten. Im Juli sieht die Welt evt. schon wieder anders aus.

Fahrt durch Quebec

Auch über die kommenden kurvenreiche 580km Route 389, hörten wir schlimme Stories und machten uns auf einiges gefasst. An der Tankstelle schaute man uns komisch an und wünschte uns Glück für die bevorstehenden Kilometer. Wir waren guter Dinge und fuhren vollgetankt los. Direkt neben Labrador City befindet sich die grösste Eisenerzmine, die man vor Ort ab Juli besichtigen kann. Leider waren wir zu früh dran und sahen daher die „Baustelle“ nur von aussen. 

Wir fuhren weiter entlang dem sogenannten „Eye of Quebec“ einem 400 Millionen alten Meteoritenrater bis nach Manic 5. Manic 5 ist ein Wasserkraftwerk mit einer Höhe von 214 Metern und einer Länge von 1'314 Metern und ist somit die höchste Pfeilerstaumauer der Welt. Auch hier kann man Besichtigungen während der Saison buchen.

 

 

 

Wir bestaunten alles von aussen und fuhren auf der wieder asphaltierten Strasse weiter Richtung Küste. Die Landschaft war um einiges weniger spannend als noch im Norden und die Fahrt zog sich dahin. Spät abends kamen wir hundemüde an der Küste an und checkten im nächsten Camping mit Dusche & WC ein :)

 

Die sogenannte North- und South Shore von Quebec ist ein beliebtes Sommerferienziel. Ab Mai bis November kann man im St. Lorenz-Strom auch diverse Meeressäuger beobachten: Von kleinen Delphinen bis zum Blauwal tobt hier alles herum. Ich witterte meine Chance, endlich mein Lieblingstier den Beluga in freier Wildbahn zu sehen.

 

Unser Reiseführer erwähnte einen Campingplatz direkt auf der Klippe, auf dem man von den Walen am morgen geweckt wird – „das ist doch nur gutes Marketing“ – aber nein, es war kein Bluff. Tatsächlich vor unserer Haustüre waren Wale und nicht gerade kleine: Buckel-, Glatt- und sogar Finwale tauchten ca. 30 Meter vor uns auf und pusteten laut das Wasser aus ihrem Blasloch. Wir setzten uns auf unseren Picknicktisch und beobachteten die vorbeiziehenden Wale und tatsächlich kamen dann auch Belugas herbeigeschwommen. 

 

Am nächsten Tag machten wir uns bei schlechtem Wetter auf dem Weg zum Seguenay Fjord um noch mehr Belugas zu sehen. Nach einer kleinen Wanderung sassen wir ca. 1 Stunde auf der Aussichtplattform und warteten vergeblich, leider kam kein Beluga. Wir fuhren bei Regen weiter östlich und beschlossen die Provinz Quebec im Eiltempo zu durchqueren. Nach einem Tag fahren überquerten wir dann auch die Grenze zur nächsten kanadischen Provinz Ontario.

 

Fazit Quebec

Nach Labrador und der Einsamkeit, hatten wir einen Kulturschock als wir in Quebec angekommen sind. Die Quebecaner fahren Auto, als wären sie auf der Flucht und wir hatten unsere Mühe damit. Auch sonst war uns die Provinz einfach nicht sympathisch und hatte landschaftlich (was mit dem Auto erreichbar ist) nicht gleich viel zu bieten wie die Maritimen Provinzen. Die Städte Montreal und Quebec City kann ich aber von meinen früheren Reisen empfehlen, aber Städte haben auf unserer Travel-North Reise keine Priorität.

 

Meine Meinung zu Whale Watching: 

Es kann durchaus einmal Sinn machen, eine Bootstour für Whale Watching zu buchen, um die Giganten kilometerweit vor der Küste zu beobachten, aber meiner Meinung nach nicht in Quebec. Der St. Lorenz-Strom ist sehr schmal und die Wale kommen extrem nahe an die Küste. Um den Tieren einen Gefallen zu machen, sollte man hier auf eine Tour verzichten und sich stattdessen auf eine Klippe setzen und die Tiere vom Ufer aus beobachten oder sich ein Kajak mieten. Kaum war ein Wal an der Oberfläche, kamen gleich mehrere Boote, Zodiacs etc. vollbepackt mit Touris.

Fahrt durch Ontario

 

In Ontario verbrachten wir unsere Tage vor allem am Lake Superior. Dieser See ist flächenmässig der grösste Süsswassersee der Welt (hat ca. die Grösse von Östereich). Für Mike besorgten wir dann gleich wieder eine Fischerlizenz und suchten uns Schlafplätze am Ufer. Das Wetter war tagsüber um die 20 Grad, aber in der Nähe des See's war es öfters ein wenig frisch. Teilweise kam ein Kälterauch wie Trockeneis über den Strand geflogen. (siehe Video)

  

Die Wasserqualität ist hier sehr gut und an gewissen Strände hat man Karibikfeeling. Abends verwandelt sich das Paradies, aber jeweils in ein Moskitoalptraum: Wir sind überall verstochen und benutzen die Anit-Moskito-Sprays schon als tägliches Parfüm.

 

Wir werden Kanada nun wieder verlassen und fahren am Lake Superior entlang zurück in die USA nach Minnesota. Von dort planen wir weiter westlich zu ziehen und hoffen, dass wir von den Sommertouristen nicht überrannt werden.

 

Fazit Ontario

Ontario hat uns einiges besser gefallen als Quebec. Man fährt stundenlang durch Bilderbuch Kanada Gegenden. Der Lake Superior ist sehr schön und wäre es ein paar Grad wärmer, hätten wir den Sprung ins glasklare und kalte Wasser gewagt.